Die 360 Grad Kamera wird die Erstellung und das Ansehen von Videos auf den nächsten Level heben, sind sich Experten einig. Und tatsächlich ist nach der Vorstellung der ersten massentauglichen Consumer-Lösungen im Jahr 2016 jede Menge Euphorie bei diesem neuen Produktsegment zu spüren. In diesem Artikel lesen Sie, wie eine 360 Grad Kamera funktioniert, welche Akteure am Beflügeln dieser Technologie direkt oder indirekt beteiligt sind und welche Modelle am Markt erhältlich sind.
Neuer Trend: 360 Grad Kamera
Nach schwarz-weißen, bunten und dreidimensionalen Bewegtbildern in Kino, TV und Internet lässt schon der Name “360 Grad Kamera” erahnen, was die Konsumenten genau von dieser Technik erwarten dürfen: Rundumaufnahmen. Es wird fortan omnidirektional gefilmt, also gleichzeitig alle Geschehnisse vor, neben, hinter, über und unter dem Gerät in einer Videosequenz festgehalten. 360 Grad Kameras sehen alles, was um einen herum geschieht. Und eröffnen dabei vor allem dem Betrachter ganz neue Möglichkeiten. Man kann zum Beispiel Jahre später die schönsten Urlaubsorte nochmals ansehen – inklusive Eigenportrait mittendrin, sofern man damals selbst gefilmt hat. Oder mit den längst erwachsenen Kindern die erstmalige Erkundung des neuen Hauses Revue passieren lassen.
Modellübersicht | Produktbild |
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Samsung Gear 360 | |
Ricoh Theta S | |
LG 360 Cam | |
360fly 4K | |
Nikon KeyMission 360 | |
Kodak SP360 4K |
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Symbiose aus Physik und Technik: So funktioniert eine 360 Grad Kamera
Wer sich eine 360 Grad Kamera erstmalig anschaut dürfte sich zunächst wundern, warum diese i.d.R. mit lediglich zwei Objektiven an Vorder- und Rückseite des Gehäuses auskommt. Als langjährige Fernsehkonsumenten sind wir eine rechteckige Bilddimension gewöhnt und würden in zuerst vermuten, dass zahlreiche, ringförmig angeordnete und nach außen zeigende Videoobjektive erforderlich sind, um eine horizontale Rundumaufnahme zu ermöglichen. Wöllte man nach oben und unten schauen so wäre eine ballförmige Anordnung von noch mehr Objektiven der logische Schluss. Aber weit gefehlt!
Moderne 360 Grad Kameras nutzen den Effekt der optischen Krümmung mittels sogenannter Fischaugenobjektive (fisheye lenses). Danach sind die Objektive an der Gehäusevorder- und rückseite so präpariert, dass sie jeweils mittels dieses Fischauge-Effektes einen horizontalen und vertikalen 180 Grad Blick realisieren können. Mit der technischen Verarbeitung dieser beiden Kamerabilder werden diese nahtlos zu einer Videodatei zusammengeführt. Auf einem normalen, nicht für 360 Grad Videos geeigneten Videoplayer ist dieser Verzerrungseffekt sichtbar – zwei nebeneinanderliegende Fischaugeneffekte sind dafür charakteristisch.
Einige Hersteller setzen auf ein einzelnes, auf der Gehäuseoberseite positioniertes Fischaugenobjektiv, was speziell die vertikale 360 Grad Achse einschränkt. Kurz: Ein Blick nach unten ist meist nicht möglich.
Betrachtung 2.0: Sich mit dem richtigen Videoplayer digital umschauen
Damit aus diesem verzerrten Video eine anschauliche 360 Grad Aufnahme wird, müssen diese von speziellen Videoplayern “entzerrt” dargestellt werden. Neben großen Plattformen wie z.B. Youtube sind auch Video-Apps auf Smartphones in der Lage, diese Videos korrekt darzustellen. Bei der Betrachtung auf stationären Desktop-PCs kann der Nutzer während der Wiedergabe mittels Mauszeiger im Video navigieren. Dank der zahlreich-verbauten Lagesensoren in Smartphones genügt bei Betrachtung auf diesen mobilen Endgeräten meist eine echte Drehung der anschauenden Person – durch die Lageveränderung des Smartphones “dreht” das Video automatisch mit.
Um die Durchdringung und Akzeptanz dieser vielversprechenden Technologie zu fördern haben, neben den eigentlichen Herstellern mittlerweile zahlreiche Akteure ihre Aktivitäten gesteigert. Videoportale wie Googles Youtube ermöglichen Upload, Veröffentlichung und Betrachtung von mit einer 360 Grad Kamera erstellten Videos. Ebenso Facebook – hier wurde Ende 2016 sogar bereits ein Livestream, also eine Live-Übertragung via Internet, durchgeführt. Spezielle Apps auf Smartphones nutzen Lagesensoren, um das Video entsprechend der Gerätebewegung mitwandern zu lassen.
Großes Potential dank VR-Brillen
Die spannendsten Zukunftsvisionen erwachsen jedoch, wenn man neben einer 360 Grad Kamera die kombinierte Nutzung mittels Virtual Reality (VR) Brillen betrachtet – auch hier haben zahlreiche Hersteller Hardwarelösungen in allen Preisklassen auf den Markt gebracht, sodass gute Modelle ab 15 Euro erhältlich sind.
Eine VR-Brille ist ein visuelles Ausgabegerät, welches am Kopf befestigt wird. Es erinnert an eine geschlossene Skibrille, ist nur um einiges globiger. Bei den meisten Modellen wird ein Smartphone als Wiedergabeeinheit verwendet – die Brille selbst ist also nur ein Gehäuseträger. Nach dem Einlegen des Smartphones kann ein mittels 360 Grad Kamera erstelltes Video gestartet werden. Durch die geschlossene Bauart der Brille gibt es abgesehen vom Videobild keine störenden visuellen Umgebungseinflüsse auf den Betrachter. Durch Lagesensorik im Smartphone wird jeder Blick über die Schulter real. Hier lassen sich in Zukunft womöglich Videokonferenzen und virtuelle Einkaufstouren noch realistischer gestalten. Sehenswürdigkeiten oder Rock-Konzerte können virtuell besucht werden, obwohl der Akteur tausende Kilometer weit entfernt ist. Alles das und noch Vieles mehr wird mit dieser Technologie vielleicht einmal möglich sein.
Die Anforderungen an eine 360 Grad Kamera
Um den mobilen Anforderungen der “Generation Smartphone” genügen zu können muss eine 360 Grad Kamera hinsichtlich der Dimensionen vor allem klein, leicht und handlich sein. Sie muss eine gute, intuitive Benutzerführung mit wenigen Tasten ermöglichen. Ein staub- und wetterfestes Gehäuse beherbergt Kameratechnik der neuesten Generation. Aufgenommen wird idealerweise auf eine groß-speicherige SD-Karte mit einer hohen Bildrate von 30 Frames per Second und einer 4K-Auflösung. Viele Geräte lassen sich mit einem Smartphone koppeln und via App steuern.
Die 360 Grad Kamera sollte auf ein Stativ montiert werden können und auch am Stromnetz betrieben werden können. Damit sind längere Aufnahmen und Live-Übertragungen möglich. Mit Samsung, LG, Ricoh, Kodak und Audiofox sind eine überschaubare Anzahl an etablierten Herstellern von 360 Grad Kameras mit eigenen Produkten am Markt vertreten. Dies werden auf den weiterführenden Seiten detailierter Vorgestellt.